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50 2988 der DB

Aus der Reihe "Modellbahnfroklers Triebfahrzeuge"

Idee und Umsetzung: Andreas Iwanowitsch.

50 2988
50 2988 – für alle Bilder dieser Seite gilt: Durch Draufklicken gibts eine größere Version (mindestens 800 Punkte breit).

Vorbemerkung 1

Ein operativer Eingriff in eine Modell-Lokomotive mit der Säge erfordert – vor allem, wenn es das erste Mal ist – ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich an einem glänzenden, neuwertigen Modell überhaupt getraut hätte, diesen Eingriff vorzunehmen. Dem Vorbesitzer meiner Roco-50er sei an dieser Stelle herzlich dafür gedankt, daß er nicht nur einige Kleinteile abgebrochen hat, sondern auch noch durch Dauerbetrieb mit Seuthe-Rauchentwickler für ein ekliges, fettig-graues Finish auch der rotlackierten Teile sorgte; das i-Tüpfelchen bekam die Lok dann durch jahrelange Lagerung in einem finsteren, muffigen Keller. Es konnte also nur besser werden.

Vorbemerkung 2

Es scheint sich die Gesetzmäßigkeit herauszubilden, daß immer dann, wenn jemand sich an einen Umbau wagt, irgendein Großserienhersteller genau dieses Modell anbietet. In abgeschwächter Form lief es in meinem Fall so, daß kurz vor der Fertigstellung meines Umbaus ein MIBA-Sonderheft erschien, das ein Kapitel zum Umbau von 50ern enthielt (MIBA Spezial 61).

Vorbild

Die 50er ist die DB-Dampflok der Epochen III und IV, und nebenbei die einzige, die ich noch im zarten Kindesalter im Plandienst sehen konnte. Unzählige auffällige und weniger auffällige Varianten existierten; in den 60er Jahren gab es wohl keine zwei Maschinen, die sich exakt glichen.

Wichtigstes optisches Unterscheidungsmerkmal war der Kessel; während die zuerst ausgelieferten Maschinen noch einen sog. "Friedenskessel" mit 4 Domen (Speisedom, Sanddom, Dampfdom, Sanddom) erhielten, wurde später im Rahmen der Vereinfachung und des Übergangs zur Kriegslok BR52 zunächst der Vorwärmer nebst Speisedom weggelassen. Am Ende der Bauphase erhielten einige wenige Loks schon ab Werk den Kessel der BR52 mit dem charakteristischen, großen, geschweißten Sandkasten.

Kessel sind freizügig tauschbar, dazu kam noch, daß viele Kessel aus nicht alterungsbeständigem Stahl gefertigt wurden und gegen Kessel ausgemusterter 52er getauscht wurden.

Modelle

Diese Vielfalt wünscht man sich auch beim Modell; von Roco gibt es für die besagte Epoche zwei Varianten, nämlich die mit vierdomigem Friedenskessel und Scheiben-Vorlaufrädern (Betriebsnummern 50 2840 und 50 987) sowie die dreidomige Variante mit Kabinentender und Speichenvorlaufrad (Betriebsnummer 50 888). Beide haben die gleiche Rauchkammertür mit zwei Griffstangen. Zur 50er von Märklin oder Fleischmann sage ich hier lieber nichts (und zur Lemaco nur soviel, daß sie zwar teuer, aber meiner Meinung nach optisch nicht perfekt ist). Die weit verbreitete zweidomige Variante gibt es nicht.

Vorbildauswahl

Es sollte die 50 2988 werden, die einzige heute noch betriebsfähige ex-DB-50er. Nach einiger Korrespondenz mit den heutigen Besitzern, den Eisenbahnfreunden Wutachtalbahn e.V. (http://www.wutachtalbahn.de), stand fest, daß die Maschine auch schon in den 60er Jahren mit zweidomigem Kessel und einer "glatten" Rauchkammertür (Nummernschild mittig angebracht) unterwegs war. Im EK-Sonderband zur BR50 fand sich dann später noch ein Foto der Lok aus dem Jahr 1958; anders als heute hatte die Lok damals noch Reichsbahnlaternen auf dem Umlauf (aber schon das dritte Spitzenlicht) sowie Nummernschilder mit Spitzziffern.

Umbau

Meine Idee war, die Roco-Lok mit einem als Ersatzteil zu beziehenden Kessel der Gützold-52er zu versehen. Da die 52 keinen Vorwärmer hat, sollte die Rauchkammer von Roco beibehalten werden. Dies hat nebenbei den Vorteil, daß der Rauchkammersattel noch paßt.

Die Rauchkammertür soll durch ein Weinert-Bauteil (für die BR 23, der Durchmesser ist gleich) ersetzt werden, ebenso die Windleitbleche und die Laternen.

50 2988
Bild 2: Hier sieht man schön die neue Rauchkammertür.

Erste (angenehme) Erfahrung: Der Gützold-Kessel ist genau maßhaltig und stimmt somit in den Hauptmaßen mit dem Roco-Kessel überein.

Zweite (unangenehme) Erfahrung: Die Armaturen und Griffstangen am Gützold-Kessel sind ziemlich grob, außerdem nicht nur gesteckt, sondern angeklebt. Das Ballastgewicht ist ebenfalls verklebt und läßt sich nicht entfernen.

So, jetzt aber los:
Als erstes natürlich die Roco-Lok zerlegen. Führerhaus abziehen (geht schwer, wg. kräftiger Rastnasen, die in den Stehkessel greifen), die zwei Schrauben lösen, die den Kessel am Rahmen festhalten (der Lichtleiter für das dritte Spitzenlicht stört dabei, deshalb dieses zuerst abziehen), Umlauf und Armaturen abklipsen (die meisten davon brauchen wir noch). Am Dampfdom läßt sich mit spitzen Fingernägeln der Deckel abnehmen, darunter befindet sich die Schraube, die die obere "Schale" des Kessels und das Ballastgewicht zusammenhält. Abschrauben, Ballastgewicht herausnehmen.

Als nächstes sämtliche Griffstangen und Armaturen am Gützold-Kessel abrupfen, die Löcher mit Stabilit verschließen und schleifen. Sandfallrohre sollten dranbleiben (leider sind bei meinen Bemühungen einige abgebrochen).

Nun wird gesägt; der erste Kesselring - die Grenze zwischen Rauchkammer und Kessel - dient als Führungslinie. Ich habe die Roco-Bastelsäge genommen, sie ermöglicht gerade, präzise Schnitte. Es empfiehlt sich, ein wenig "Fleisch" dran zu lassen, um anschließend mit Feile und Schmirgel eine möglichst exakt am Ring endende, gerade Fläche zu erzielen. Der Gützold-Kessel endet hinten mit einer geraden Fläche, daher wird die Nachbildung der Stehkesselrückwand ebenfalls vom Roco-Kessel abgesägt.

Als nächstes wird gefräst (Dremel-Surrogat mit Fräskopf): Das Ballastgewicht des Gützold-Kessels stört beim Zusammenfügen von Rauchkammer und Kessel. Es ist etwas zu breit, man muß innen an der Roco-Plastikrauchkammer ein wenig abfräsen, dann paßt es. Roco hat die Rauchkammer so konstruiert, daß die Tür an die obere Hälfte der Rauchkammer angespritzt ist. Zum Einbau einer neuen Tür muß dieses Teil also erst mal abgeshreddert werden - grob mit dem Fräser, dann fein mit Feile und Schmirgel.

Jetzt ist kleben angesagt: Als erstes die beiden Hälften der Rauchkammer zusammenkleben, dann die Rauchkammer an den Kessel. Stabilit sorgt für die nötige Stabilität, Peilen über Schornstein, Vorwärmer und Sandkasten für exaktes Fluchten. Zuletzt noch die Stehkesselrückwand ankleben.

Während sich der Kessel vorne auf den Rauchkammersattel problemlos abstützen kann, bereitet hinten am Aschkasten das Schneckengetriebe Probleme. Ich habe mich entschlossen, es eingebaut zu lassen, und stattdessen am Ballastgewicht des Gützold-Kessels so lange herumgefräst, bis der Kessel exakt gerade aufliegt (es sind etwa 3-4 mm, die abmüssen). Der Rest geht wie von selbst: Der Umlauf paßt, das Führerhaus läßt sich nach Abfeilen der langen Rastnasen ebenfalls problemlos einsetzen; die leichte Klipsverbindung zum Führerhausfußboden (mit dem Umlauf zusammen ein Plastikspritzling) hält es ausreichend in Position.

50 2988
Bild 3: Die Lok von der Lokführerseite.

Zur sicheren (und wieder lösbaren) Befestigung des Kessels auf dem Fahrwerk nutze ich die Schraubverbindungen, wie sie Roco sich gedacht hat. Für die hintere Schraube wird ein M2-Gewinde an der richtigen Stelle ins Ballastgewicht des Gützold-Kessels geschnitten (mit 1,6mm vorbohren, Gewindebohrer M2 gibts z.B. beim großen C), die vordere Schraube wird gekürzt und mit einer kleinen Mutter (am Steuerungsträger befestigt) fixiert.

Was nun kommt, ist Fummelei. Windleitbleche von Weinert zusammenlöten (die Befestigungsschlitze am Rocokessel passen nicht, also verschließen, verspachteln, neue bohren), Loch für Rangierergriffe bohren (die 50 2988 hat nur eine einfache Griffstange neben den Laternen, keinen U-förmigen gebogenen Griff), Griffstangen und Laternen lackieren, alte Laternen rausruppen, neue mit Stabilit einsetzen, Griffstangen einkleben. Laterne und Nummernschildträger in die Rauchkammertür einsetzen, grundieren und lackieren, Griff- und Stellstangen sowie Armaturen am Kessel wieder anbringen. Ich habe die Stellstangenhalter durch welche von Weinert ersetzt, da für die Rocoteile ein Befestigungsschlitz benötigt worden wäre, wogegen sonst einfache Löcher genügen. In diesem Stadium erschienen mir die Sicherheitsventile so häßlich, daß ich sie abgeschliffen und durch Weinert-Teile ersetzt habe. Die abgebrochenen Sandfallrohre entstanden aus 0,4mm Messingdraht neu.

Nun werden Kessel, Führerhaus und Tender schwarz lackiert, es erfolgt die Endmontage und die Beschriftung mit Messingätzschildern (Kuswa). Das Beschriftungsfeld am Tender habe ich vor der Lackierung abgeklebt, das erspart die Neubeschriftung.

Die Lok ist nun (fast) fertig, dem Dampflokkenner fällt aber wohl auf, daß das Vorbild in diesem Bauzustand nur wenige km weit käme. Es fehlt die Kesselspeiseleitung - diese kann nicht von der 4-domigen Variante übernommen werden, benötigt wird das Teil der dreidomigen Variante. Ich hoffe, daß ich die Lieferung des bei Roco bestellten Ersatzteils noch erlebe...

50 2988
Bild 4: Heizerseite der 50 2988.

Ein paar Tips für das erste Mal (war zumindest für mich sehr hilfreich): Anlöten der Halter an die Windleitbleche: Die Halter mit Lötpaste bestreichen, die Paste ist klebrig genug, um die Halter solange zu fixieren, bis man mit der Lötflamme beikommt. Das spart die dritte Hand. Messingteile (auch die Rauchkammertür) vor dem Einbau lackieren, erspart das Grundieren der ganzen Lok. Für die bereits schwarz durchgefärbten Plastikteile reicht dann ein- bis zweimaliges Drüberlackieren. Anbringen der Ätzbeschriftung: Daran sollte man sich nur an einem Tag wagen, an dem das Nervenkostüm völlig in Ordnung ist. Besonders die Bw/BD-Schilder haben es in sich.

Ein herzliches Dankeschön an die Mitschreiber der Newsgroup de.rec.modelle.bahn, besonders an Frank Wieduwilt, für zahlreiche Hinweise, Tips und Tricks, wenn es mal wieder irgendwo klemmte.

50 2988
Bild 5: 50 2988 im Gegenlicht.

Epilog

Nach längerer Wartezeit sind vor kurzem die benötigten Ersatzteile eingetroffen. Jedoch - oh Graus - der Steckteilesatz enthält nicht alle benötigten Teile. Die Rohrleitungen für die Ausführung ohne Speisedom fehlen. Wenigstens sind die Kesselspeiseventile dabei, die gibt es nämlich in der richtigen Ausführung nicht mal bei Weinert (oder ich habe Tomaten auf den Augen, im Katalog sind sie jedenfalls nicht). Die Rohrleitungen werden aus Draht zurechtgebogen bzw. aus den Teilen der Variante mit Speisedom zurechtgeschnippelt.

50 2988
Bild 6: 50 2988 in ihrer ganzen Pracht.

Die Detailaufnahme des Kessels (Bild 7) zeigt im direkten Vergleich die installierten Kesselspeiseventile und -leitungen.

50 2988
Bild 7: Kesseldetails der 50 2988.

Den Puristen sei gesagt, daß auch ich Weinert-Steuerung und -RP25-Räder schöner fände, aber befürchte, dabei auf den Geschmack zu kommen...


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Zuletzt bearbeitet am 21. April 2005   Technische Probleme? Mail an Webmaster