Modulbau: Fahrplan
Die am häufigsten gestellte Frage zum Thema Fahrplan ist zweifellos: "Wozu?"
Und es ist eine gute Frage...
Ich werde versuchen, eine genauso gute Antwort zu geben.
Zum einen ist der Betrieb nach Fahrplan eine Möglichkeit, dem Spiel mit der Modellbahn
einen Sinn zu geben. Eisenbahnen wurden dazu gebaut, Güter und Menschen von einem Ort zum
anderen zu transportieren. Damit das problemlos funktioniert, gibt man dem Betrieb einen Plan.
Ich habe bei der Ermittlung des Fahrzeugbedarfs schon darauf hingewiesen, wie nützlich es
ist, sich für die eigene Anlage so etwas wie ein Wirtschaftssystem zu überlegen.
Wenn man nun weiß, welche Güter zu transportieren sind, kann man dem entstehenden
Betrieb auch gleich eine Fahrplan geben.
Auf den riesigen Modultreffen des FREMO wären die Mitspieler auch ohne ihre hohen
Anforderungen an den vorbildgerechten Betrieb schnell aufgeschmissen, wenn sie keinen Fahrplan hätten.
Der zweite für mich wichtige Grund ist der, dass der Fahrplan mich dazu treibt, eine bestimmte
(Rangier-) Aufgabe in einer bestimmten Zeit zu erledigen, das zwingt mich ein wenig zum logischen
Denken beim Auflösen und Bilden meiner Züge [1].
Vorüberlegungen
Bei einem so kleinen Aufbau wie dem meinen mit nur einem Bahnhof ist der Fahrplan natürlich nicht besonders umfangreich, die Ergänzung um einen Haltepunkt mit einem Gleisanschluss ist deshalb auch schon in Arbeit. Durch unterschiedliche Kombination schon so weniger Module (Andocken des Anschlusses des Brennstoffhändlers links oder rechts an den Bahnhof) ändern sich die Rangiermöglichkeiten jedoch schon beträchtlich.
Ich beschreibe im folgenden die Entwicklung eines Fahrplanes für meine Modulanlage Südmoslesfehn.
Bild 1: Die WZT.
Auch bei der Entwicklung von Fahrplänen ist es wichtig, die Vorbildverhältnisse im Auge zu behalten. Kein Mensch würde mir glauben, ließe ich auf meinem Landbahnhof der Epoche 3 alle Viertelstunde eine Triebwagen halten.
Als zweites gilt es zu klären, nach welchem Prinzip man den Fahrplan betreiben möchte, ich kenne zwei Verfahren:
- Man fährt nach einer um den Faktor 4 bis 6 verkürzten Zeit.
- Man arbeitet den Fahrplan der Reihe nach ab, läßt also die Züge ohne Rücksicht auf die verflossene Zeit fahren. Hans-Jörg Windberg betreibt auf diese Weise seine Bahn nach Vorbild der Lübeck-Büchener Eisenbahn (s. Miba 95/2, S. 44ff).
Das Fahrplangrundgerüst
1. Güterzüge
- morgens gegen 6.00 Uhr kommt ein Güterzug aus Zeven, der in Südmoslesfehn die Wagen für den Tag bereitstellt. Wagen, die erst am Abend des Vortages entladen wurden, werden nach Zeven mitgenommen.
- nachmittags gegen 16.00 sammelt ein Zug aus Zeven die am Tage beladenen Wagen wieder ein und bringt sie nach Zeven, wo sie auf die DB übergehen.
- bei Bedarf (z. B. Viehmarkt jeden Mittwoch) nimmt der Mittagstriebwagen (s. u.) Wagen mit nach Zeven (dort befindet sich der Schlachthof)
- Es wäre eine Überlegung wert, die Zementtransporte mit eigenen Zügen ("Blockzügen" wäre bei zwei Wagen natürlich etwas übertrieben...) abzuwickeln. Hin und wieder wird auch Baustahl auf S-Wagen nach Südmoslesfehn gebracht.
2. Personenzüge
Da die WZT in einem eher dünnbesiedelten Gebiet fährt, ist der Personenbetrieb nicht
besonders stark.
Die Eisenbahn fährt Schüler nach Zeven, dort befinden sich die weiterführenden Schulen
des Landkreises und auch einige Industriebetriebe. Ich habe mir folgenden "Takt" ausgedacht:
Triebwagen ab Südmoslesfehn (Ankunft aus Zeven jeweils 10 Minuten früher)
5.00, 7.00, 10.00, 12.00, 14.30, 17.00, 19.00, 21.00.
Das ist vielleicht ein wenig üppig, aber ich möchte gerne mehr als einmal am Tag einen
Triebwagen in Südmoslesfehn sehen.
Im Bildfahrplan sieht das so aus:
Bild 2: Ein Bildfahrplan.
Sie sehen den Betrieb auf der gedachten Strecke Schattenbahnhof (Wb) - Melchiorshausen (Mh) (in Planung)
- Südmoslesfehn (Sf). Die senkrechten Linien unter den Bahnhofsnamen stellen die Gleise der Bahnhöfe
dar. Angegeben ist die Ankunfts- und Abfahrtszeit.
Tx sind die Triebwagen Zeven-Südmoslesfehn und zurück, G1 ist der morgendliche Güterzug.
Das Programm zum Erzeugen solcher Fahrpläne gibt es, für den privaten Gebrauch kostenlos, im Internet.
Das war's schon. Du kannst diese Gedanken natürlich auch auf eine fest installierte Modellbahn übertragen, Du wirst sehen: Fahrplanbetrieb macht Spaß!
Literatur
- Bormann, Stefan: Bildfahrplan aus dem Internet. Anlagen-Betrieb nach grafischem Fahrplan, in: EM 99/4, S. 88.
- Eckstein, Dieter: Sag mir, wann die Züge fahren. Bild- und Buchfahrpläne, in: Miba Spezial 33, S. 24.
Dieter Eckstein erklärt Buch- und Bildfahrpläne der DB und macht Vorschläge, wie diese Fahrpläne auch für die Modellbahn zu nutzen sind. - Langer, Bertold: Betrieb in Müllem, in: Modellbahnkurier 99/1, S. 6.
- Meinhold, Michael: Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (9): Kein leichtes Spiel, in: Miba 98/9, S. 102. Michael Meinhold beschreibt die Übernahme eines Originalfahrplanes auf den Modellbahnbetrieb.
- Meinhold, Michael: Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (10): Ach du meine Güter!, in: Miba 98/10, S. 86. In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt auf der Abwicklung eines vorbildgerechten Güterverkehrs.
- Rieche, Burkhard ...: Modellbahn Module bauen. (Alba Modellbahn-Praxis: Spezial), Düsseldorf 1993. In diesem Buch wird u. a. der Betrieb auf eine kleine Modularrangement beschrieben und die Verwendung von Wagenkarten und Frachtaufträgen erklärt.
- Windberg, Hans Jörg: Vom Häusermeer an die See. Die Lübeck-Büchener Eisenbahn in H0 (Teil 1), in: Miba 95/2, S. 44ff.
Informationen im Internet
- Stefan Bormann hat ein Programm zur Erstellung von Fahrplänen geschrieben.